Der Aufschwung Südafrika's.
Von
Albrechl Mrth.
^Nachdruck untersagt.^
Kein Land der Welt hat seit zehn Jahren so viele Veränderungen erfahren, einen so gewaltigen und weltgeschichtlich bedeutenden Ausschwung erlebt wie Südafrika. Wo vor einem Jahrzehnt noch zahllose Herden von Antilopen und Steinböcken weideten, erhebt sich jetzt die größte und wichtigste Stadt zwischen Cap und Sudan, Johannesburg im Transvaal, und während zur selben Zeit die Macht der Engländer am Oranje aushörte und nicht so viel Land umfaßte als Italien, dehnt sich jetzt ihr Reich bis über den Sambesi, über ein Gebiet ein Viertel so groß wie Europa, und der Telegraph, der Cairo mit Capstadt verbinden soll, kündet deutlich den Wunsch der Briten, über ganz Afrika zu herrschen.
Die Geschichte Südafrika's hat nach zwei Seiten an Bedeutung gewonnen: zugleich mit dem Fortschritt der Neuzeit hat sich die Kenntniß der Vergangenheit ausgedehnt. Die Ausgrabungen der letzten Jahre stießen aus Spuren der Semiten aus vorchristlicher Zeit im Hinterland der Sosala, und wie im Congo- staat, so hat man auch bei Zimbabwe römische Münzen gefunden, die auf eine unendlich weitere Ausdehnung des alten Handels schließen lassen, als früher auch nur geahnt wurde. Die Münzen entstammen dem vierten Jahrhundert n. Chr., einer Zeit, zu welcher der Verkehr des Kaiserreiches mit Indien sehr rege war. Gegenwart und Vergangenheit erschließen und erklären sich so gegenseitig.
I.
Afrika ist wahrscheinlich hon Asien aus besiedelt worden. Die Urrasse bildeten die Buschmänner und verwandte Zwergvölker, später kamen die Hottentotten; von nachrückenden fremden Stämmen bedrängt, wurden jene beiden Gruppen nach dem äußersten Süden geschoben, zum Theil auch in unzugängliche Wüsten und Urwälder zersprengt. In ihrem Rücken sitzen die Neger, welche die Mitte des Erdtheils einnehmen; im Norden breiten sich die Hamiten aus, in Berber, Aegypter und Obernilstämme zerfallend. Sprachlich