Heft 
(1894) 82
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Der Aufschwung Südafrika's.

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und körperlich sind Negers und Hamiten mit den Semiten verwandt, stehen also zu den Südstämmen in schroffem Gegensatz. Die Einwanderung der ge­nannten Rassen ist in der Urzeit ersolgt, Jahrtausende bevor die Pyramiden sich erhoben.

Die bedeutendste Einwirkung von außen hat Afrika durch die Araber erfahren. Schon in vorchristlicher Zeit setzten sich arabische Stämme im Ober­nilthal und im Osthorn des schwarzen Erdtheils fest, nach und nach drangen Seeleute von Jemen bis zur Sofala und Madagaskar vor, und in einem späteren Zeitalter, nach dem Auflodern des Islams, schlugen die Wogen der arabischen Bewegung bis an die Küsten des Atlantischen Meeres. Von dem Berg­bau, den goldsuchende Kaufleute von Jemen in den Ländern zwischen Limpopo und Sambesi trieben, legen vorchristliche Bauten noch Zeugniß ab, die überall in jenen Gegenden zerstreut sind. Das berühmteste Denkmal ist der Tempel bei Zimbabwe, in dem heutigen Maschonaland, verbunden mit einer Festung und Goldbergwerken; der Tempel war, so scheint es, ein Heiligthum der Göttin Almaqah, wie ein solcher mit genau denselben Maßen im Gebiet der Sabäer in Südarabien sich findet. Von der Sofala wurde das Gold nach Jemen, damals dem Mittelpunkt des westlichen und östlichen Handels, das im ganzen Alterthum wegen seiner Schätze sprichwörtlich war, verschifft und ging von da weiter nach Syrien und Aegypten. Nun heißt es in der Bibel, daß die phönicischen Schiffe von Ophir dem König Salomo Gold brachten. In der griechischen Uebersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, deren Hand­schriften beträchtlich älter sind als die der hebräischen Urschrift, wird das Goldland Sophira genannt; r und l werden in ganz Afrika beständig ver­wechselt, es könnte demnach Sofala gemeint seinO- Der an jener Küste mündende Sabi klingt an die Sabäer an, von denen eine Königin zu Salomo gekommen sein soll; auch zeigt das hebräische Wort für Affe bemerkenswerthe Ähnlichkeit mit dem bei Zimbabwe hierfür üblichen Bantuworte. Was sonst zu Salomo gelangte, als da sind Ebenholz, Elfenbein und Gold, sind alles Erzeugnisse von Maschonaland; die Gewürze, namentlich Wohl Weihrauch, werden die Schiffe darnach in Jemen geladen haben. Zimbabwe selbst bedeutet Burg; der Name kommt auch bei anderen Bantuvölkern vor, so im südlichen Angola. Da laut des Berichts der Bibel die Schiffe drei Jahre bis zu ihrer Rückkehr brauchten, müssen sie ganz Afrika umfahren haben.

Der alte Herodot erzählt in der That von einer Umsegelung des Erd­theils, die der Aegypterkönig Necho um 600 v. Ehr. durch phönicische Schiffer habe ausführen lassen. Die Schiffer nahmen Getreide an Bord, säeten dies zu gewissen Zeiten an der Küste, die sie nie aus den Augen verloren, und warteten, bis das Korn reif war; so brauchten sie zu ihrer Fahrt drei Jahre. Dabei erblickten sie zu ihrem größten Staunen die Sonne verkehrt aufgehen für Herodot genug, dem Bericht zu mißtrauen, für uns gerade ein Zeichen, daß die Seefahrer wirklich die Linie überschritten.

1) Vergl. Schleicher, Afrikanische Petrefakten- 1891.

2) Merenski leitet Ophir von dem Stamm der Piri ab, was unwahrscheinlich ist.

Deutschs Rundschau. XXI, 6. 29