^52
Deutsche Rundschau.
schwingen wollten; die Früchte ihrer Erfolge sielen der Geistlichkeit und den unternehmenden Kaufleuten der Heimath zu. Ostindien und Brasilien er- öffneten diesen ein ganz anderes Feld für Handel und Anbau als das rauhe Nordamerika oder das wüste Cap. Jetzt aber kamen nordische Siedler, die mit Geduld und Selbstverleugnung die wilden Länder rodeten, Ackerbau und Viehzucht einsührten und in harter Arbeit eine schwere Culturaufgabe erfüllten. Sie haben Größeres geschaffen und stehen jetzt ungleich gewaltiger da als ihre romanischen Vorläufer. Nach einem ersten Versuch der Holländer im Jahre 1599 begründete die Holländisch-Ostindische Compagnie zwei Menschenalter später die erste dauernde Niederlassung am Cap. Diese Compagnie, eine jener großen Handelsgesellschaften, wie sie zur Vermittlung des Verkehrs mit den Colonien in damaliger Zeit vom Staate mit dem Rechte des Alleinverkaufs und weitgehenden Herrschastsbefugnissen ausgestattet wurden, bestand seit dem Jahre 1602. Sie besoldete ein eigenes Heer, vor dessen Uebermacht die Portugiesen fast in ganz Indien Weichen mußten, und ihre Besitzungen wurden bald so ausgedehnt, daß sie acht Gouverneure einzusetzen sich veranlaßt sah. Um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts erlebte die Compagnie ihre größte Blüthe; ihre Aktien stiegen von 3000 auf 18 000 Gulden, und unermeßliche Reichthümer strömten nach den Niederlanden. In dem Dienste der Gesellschaft war als Schiffsarzt Jan Antonie van Riebeck, ein eifriger Botaniker. Bei einem kurzen Aufenthalt am Cap war er ausgegangen, um Pflanzen zu suchen, und hatte daheim Bericht erstattet. Die Gesellschaft beschloß, das herrenlose Land zu besiedeln und für ihre Zwecke zu verwerthen. Am 6. April 1652 landete Riebeck mit drei Schissen und sechsundachtzig Personen in der Tafelbucht und errichtete eine kleine Burg; die Soldaten der Niederlassung, aus welcher Capstadt hervorgegangen ist, waren zum Theil Deutsche. Aus den Soldaten haben sich die ersten Bauern oder holländisch Boern, gesprochen Buren, gebildet.
Viel haben die Siedler von reißenden Thieren und feindseligen Quäquä oder Hottentotten (holländisch; etwa: schmutzige Hanswurste), viel auch vom Hunger zu leiden. Die Gesellschaft sendet Sämereien von Getreide und Früchten aus der Heimath und von Java, später auch Weinreben und versieht die junge Kolonie mit allem Nöthigen. Die Siedler bleiben drei Jahre steuerfrei, dann aber müssen sie ein Zehntel des Ertrages von Vieh und Korn an die Gesellschaft abgeben; wie sie alle Bedürfnisse nur von der Gesellschaft beziehen, so dürfen sie auch nur an diese und für einen bestimmten Preis ihre Erzeugnisse verkaufen.
Van Riebeck stand zehn Jahre an der Spitze der neuen Kolonie, er führte während dieser Zeit ein sorgfältiges Tagebuch, das uns erhalten ist; später ward er Gouverneur in Malakka. Unter seinen Nachfolgern am Cap ist der hervorragendste Simon van der Stell, nach dem die reizende Stadt Stellenbosch benannt ist. Dieser kühne und geniale Mann unternahm eine große Forschungsreise, die ihn nahezu an den Oranje führte, und entdeckte das Vorkommen von Kupfer südlich des mächtigen Flusses. Er pflanzte 1688 das erste Weingut in Südafrika bei Constantia, unfern der Capstadt. Die Zahl