Der Aufschwung Südafrika's.
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ausdehnten. Ganz Südafrika schien den Bantu anheimzusallen, da ward ihrem siegreichen Vordringen Halt geboten, im Westen von den Hottentotten, im Osten von den Europäern. Es kam zu blutigen Kriegen, die zu einer gründlichen Zurückdrängung der Schwarzen geführt haben. Am ärgsten haben unter dem feindlichen Ansturm Buschleute und Hottentotten zu leiden gehabt, weil sie von vorn und im Rücken bedrängt wurden; die beiden, wesentlich verschiedenen Rassen sind in Folge dieses Doppeldruckes fast ineinander ausgegangen. Außerdem hat sich im Laufe der Zeit noch ein weiteres Volkselement gebildet, das in der späteren Entwickelung nicht unbeträchtlichen Einfluß ausübte, die Bastarde.
Wie in den Sundainseln und in Nordamerika haben die Niederländer an farbigen Frauen Gefallen gefunden. Lobredner der Buren haben es bestreiten Wollen, indeß schon die holländischen Namen der südafrikanischen Mischlinge beweisen genug, abgesehen von ähnlichen Beispielen, wie sie die Gegenwart noch bietet. Die Kinder holländischer Väter und farbiger Mütter wurden von den Buren nordwärts in die Verbannung gestoßen und siedelten sich an beiden Ufern des Oranje in dessen ganzer Länge an, überall die holländische Sprache verbreitend. Sie leben in kleinen, wandernden Gemeinwesen, manchmal ohne Führer, meist aber mit einem Häuptling an der Spitze, dem zuweilen ein Rath der Aeltesten zur Seite steht. Sie werden durchgängig zum Christenthum bekehrt und folgen meist ihrem Sendling zugleich als staatlichem Leiter. Im Westen überschreiten sie, von den Buren unerträglich geplagt, den Oranje und erobern Groß-Namaland, 18i4 rücken sie unter dem deutschen Missionar in englischen Diensten, Schmelen, nördlich bis Bethanien vor; dann ist ihr Führer Kido Witboi, später die Dynastie der Afrikaner. Sie nennen sich die Ooilam, das bedeutet ein altes, unbrauchbares Mutterschaf, ein Schimpfwort, das ihnen von den Buren angehängt wurde, dessen sie sich aber, ähnlich wie einst in Holland die Geusen, das ist die Lumpen, nunmehr mit Stolz rühmen. An Kraft und Zahl den benachbarten schwarzen Völkerschaften weit nachstehend, schwingen sie sich doch zu deren Herren auf. Sie verbünden sich mit den Nama - Hottentotten gegen deren Feinde vom Bantustamm. Zu jener Zeit hatten nämlich die Herero den Kuuene überschritten und waren nach Süden erobernd vorgedrungen. Zuerst waren sie aus eine niedrig stehende Negerrasse, die Bergdamara gestoßen, die, von den Hottentotten vor Alters überwältigt, die Sprache ihrer Herren redeten und sich zwar nie mit ihnen vermischten, aber ihnen seltsamer Weise dennoch zugethan sind, während sie die Herero glühend hassen. Es beginnt ein Vernichtungskamps zwischen den Herero und den Verbündeten: Hottentotten, Mischlingen und Damara, ein Krieg, der aus Jahrzehnte hinaus Südwestafrika erfüllt. Auf der anderen Seite wütheten in Südostafrika Jahrzehnte hindurch die Zulu.
Anfang des Jahrhunderts hatte der furchtbare Oaka, der Nero seines Stammes, der einst 50 000 Kasfern seiner Mutter als Todtenopser schlachtete, die Amazulu geeinigt und durch ein unerbittlich militärisches Regiment ihre Macht begründet. Von ihm war Moselikatze abgesallen und hatte sich mit seiner Zuluschar, den Matabele, aus die Bechuana und Basuto gestürzt, ja er