Heft 
(1894) 82
Seite
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Ter Aufschwung Südafrika'«.

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Sklaven in den britischen Colonien, die Besitzer mit 400 Millionen Mark entschädigend. Die Zahl der so befreiten Sklaven betrug 640 000 (davon die Hälfte in Jamaika); es kamen also 620 Mark auf den Mann. Im Capland rechnete man etwa 36000 Sklaven, die von ihren Herren, offenbar über­trieben, auf 60 Millionen Mark veranschlagt wurden. Das Unterhaus be­willigte 24 Millionen, entsprechend den sonstigen Entschädigungen, allein die bewilligte Summe kam nur zum kleineren Theil in die Hände der Buren. Die Pflanzer waren ihrer Arbeitskräfte beraubt, auch konnten sie es nicht leicht verschmerzen, daß ihre früheren Leibeigenen ihnen auf einmal gleichberechtigt sein sollten. Ohne nun der Sklaverei das Wort zu reden, kann man sich doch der Bemerkung nicht verschließen, daß die Schwarzen in allen afrikanischen Colonien der Engländer den Weißen durch unverschämte Frechheit lästig fallen, während man die leichte Form der Abhängigkeit, wie sie in den heutigen Burenrepubliken gehandhabt wird, nur dankbar empfinden kann. Hottentotten und Neger völlig freigeben, heißt nichts Anderes, als unmündige Kinder in Allem thun lassen, was ihren kindischen Sinnen eben einfällt. Die Erbitterung der Buren steigerte sich, als nach dem dritten Kaffernkrieg die Regierung ihnen gebot, die eroberten Striche wieder herauszugeben, und ihnen die an der stets gefährdeten Grenze unumgängliche Selbsthülse auf alle Weise erschwerte. Person und Eigenthum waren in Folge dessen unaufhörlich gefährdet, Recht bei den Behörden schwer zu erlangen, dazu war das englische Gesetzbuch eingeführt worden, das fast Niemand verstand.

Die Buren beschlossen, aus dem Caplande, wo sie sich nicht mehr nach ihrem Willen regen und rühren konnten, auszuwandern und jenseits des Oranje neue Länder aufzusuchen, wo sie frei leben und keiner der verwünschtenRoth- röcke" (britisches Militär) ihnen zu folgen vermöchte. Schon nach dem ersten Kaffernkriege waren einzelne, landsuchende Buren über den Fluß ge­gangen und hatten sich in der Wildniß niedergelassen, oder schweiften unstät mit ihren Herden umher, da verweilend, wo sich ihnen gerade gute Weiden und reichliche Jagd bot. Jetzt in den Jahren 183436 setzten an 10 000 Buren über den Oranje. Das war der großeTrek", der die wichtigsten Folgen für die Geschichte Südafrika's haben sollte. Nach der Sippenzusammengehörigkeit oder nach Freundschaft und Nachbarschaft bildeten sich die einzelnen Haufen, wählten sich aus eigener Machtvollkommenheit einen umsichtigen, kriegs- und landeserfahrenen Führer und zogen als selbständige, wandernde Gemeinwesen in die unbekannte Ferne, einer neuen Heimath entgegen. Meist ließen sie vorher durch ihre Führer oder durch Freiwillige das unerforschte Land im Norden erkunden und die bestehenden Verhältnisse auskundschaften. So waren schon 1831 unter von Rensburg und Trichard siebenundzwanzig Familien bis über den Baal gezogen. Letzterer kam bis zur Delagoabai und ward von den Portugiesen wohlwollend ausgenommen, aber er und all seine Begleiter gingen am Fieber zu Grunde; Rensburg gelangte bis fast zur Sofala, jedoch auch seine Schar ward durch Fehden und Krankheit aufgerieben, nur vier Kinder blieben übrig, die unter den Schwarzen aufwuchsen und erst ein Menschenalter später wieder zu Weißen kamen, von deren Sprache sie keine Silbe verstanden.