Heft 
(1894) 82
Seite
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Ter Aufschwung Südafrika's.

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Häuflein kamen hinzu, vom Vaal schickten die Volksgenossen Hülfe, auch gesellte sich zeitweilig ein Aufgebot englischer Einwanderer, die damals in Natal sich niederließen, zu den Ueberbleibseln der Schar Piet Reties's. Nach längeren Vorbereitungen nahmen die Buren unter Pretorias endlich Rache an ihren grausamen Feinden; sie vertrieben den verräterischen Dingaan, verbrannten seinen Kraal und erhoben, als jener durch Meuchelmord gefallen, seinen Bruder Panda zum König.

Kaum aber hatten sich die Auswanderer ihrer schwarzen Feinde entledigt, so saßen ihnen alsbald schon wieder die Engländer im Nacken, um die Früchte der errungenen Siege zu ernten. Schon seit 1845 befand sich eine englische Residenz in Bloemfontein, der Hauptstadt der Oranjecolonie, und zwarum die Buren gegen die Wilden zu schützen". Dann hatte Statthalter Maitland mit Adam Cok, dem Griquahäuptling, einen Vertrag geschlossen, kraft dessen der Statthalter die ihm gar nicht gehörenden, vielmehr von den Buren in Besitz genommenen Lande den Griquas aus vierzig Jahre in Pacht gab. Bald daraus ward Moschesch, der Basutokönig, dazu vermocht, die britische Ober­herrschaft auzuerkennen. In Natal wechselten unterdessen kleinere Zusammen­stöße und langwierige Unterhandlungen zwischen den Weißen mit einander ab. Die wackeren Buren wollten aus dem Lande nicht Weichen, das sie mit ihrem Blute gedüngt, erhielten auch zweimal Unterstützung aus Holland, mußten indeß zuletzt einsehen, daß vor der unerbittlichen Herrschsucht und der über­legenen Macht der Engländer Niemand ihnen helfen werde; die englische Ein­wanderung war schnell angewachsen und wurde häufig durch Kriegsschiffe unterstützt. Bereits 1843 betrug die Zahl der Europäer in Natal 6000. Mit schwerem Herzen entschlossen sich die Buren zu einem Vertrage mit ihren Drängern; eine allgemeine Amnestie wurde gewährt und das Land zur Colonie geschlagen, bis es 1856 eine eigene Verwaltung erhielt.

Jetzt beanspruchten die Engländer auch, ohne einen Schein des Rechts, das Land zwischen Oranje und Vaal. Vom britischen Parlament war einige Jahre zuvor der Grundsatz aufgestellt worden, daß ein britischer Unterthan ein solcher auch dann bleibe, wenn er in Länder auswandere, die bisher außer­halb des Rahmens der Civilisation gelegen; derartige Länder würden durch die Auswanderung von selbst zu britischen Besitzungen. So wäre denn auf dem Rund der Erde kein Entrinnen mehr vor britischer Willkür gewesen. Man griff zu den Waffen. Pretorias stellte sich bei Boomplaats, aber er war der überlegenen Taktik der Engländer nicht gewachsen; er unterlag dem Oberst Sir Harry Smith, aber er wollte sich nicht beugen. Er ging über den Vaal und gründete mit den schon ansässigen Stammgenossen die Transvaalrepublik. Das geschah 1848; im selben Jahre erklärte Smith die Oberherrschaft der englischen Krone über alle Länder nördlich des Oranje und errichtete zunächst die Lritisü - 0ranZ6 - llivsr - Lovarejguit^.

Die Transvaalrepublik umfaßte nur einen Theil des neu gewonnenen Landes. Daneben erhielten sich noch einige andere kleinere Gemeinwesen, so die Republik von Lhdenburg und die Niederlassung Shoemansdal. Andere Abtheilungen lebten auch Wohl ganz in der Wildniß ohne jeden staatlichen