Heft 
(1894) 82
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Der Aufschwung Südafrika's.

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nung kam zum Ausbruch, als man von London dreihundert Sträflinge nach dem Caplande sandte, mit der vermeintlichen guten Absicht, dem Mangel an Arbeitskräften dadurch abzuhelsen. Der Widerstand gegen das Landen des Schiffes war so rasch und so allgemein, daß man sich genöthigt sah, es nach Van Diemensland weitergehen zu lassen. Sodann hatten fünfzig Bezirke den Herrn Fairbairn und Sir A. Stockenstrom nach London geschickt, um eine Volksvertretung zu fordern. Am 1. Juli 1854 wurde das Parlament unter Darling eröffnet. Auch gab von nun an die Capregierung 1 Million Mark jährlich zur Erhaltung eines berittenen Polizeicorps an der Ostgrenze; die englische Regierung gewährte ihrerseits 700 OOo Mark jährlich für öffentliche Arbeiten des Caplandes.

Da tauchte ein schwarzer Seher aus, Umhlagoza, der den Kaffern gemäß einem Gesicht, so ihm geworden, befahl, ihre Rinder zu tödten und ihr Korn zu vernichten, dann würden die Geister der alten Helden aus ihren Gräbern steigen und den Kaffern zu den Herden der Europäer und der Fingo verhelfen. Bittere Hungersnoth war die Folge, und fünfundzwanzig Tausende starben. Die Macht der südöstlichen Kaffernstämme wurde hierdurch so geschwächt, daß zwanzig Jahre Ruhe im Lande blieb. Die Fingo blühten dagegen auf, sie wurden christianisirt, und ihre Volkszahl mehrte sich. Als Belohnung für ihre treuen Kriegsdienste wurde ihnen ein Strich Landes an der Nordostgrenze in der Gegend von Kingwilliamstown angewiesen, dazu erhielten sie später noch das Land Krelis zwischen Kai und Bashi. Einen Theil des durch die er­wähnte Hungersnoth entvölkerten Gebietes besetzte der Statthalter Grey durch die deutsche Legion, die für den Krimkrieg gegen Rußland angeworben, jedoch nicht mehr zur Verwendung gelangt war. Unter Grey begann auch 1857 der erste Bahnbau, und viele neue Ortschaften entstanden damals.

An den Quellen des Oranje erhob sich die Macht der Basuto. Durch die Siege der Buren waren sie von ihren Drängern, den Matabele, befreit worden und von der Herrschaft der Buren durch die Engländer. Moschesch faßte die zerstreut streifenden Horden enger zusammen, legte einen Hauptkraal bei Thaba Bosigo (Hügel der Nacht) an und führte fast alljährlich seine Krieger zu glücklichen Kämpfen. In dem fruchtbaren Alpenlande, in dem der höchste Berg zwischen Cap und Congo sich erhebt, gediehen unter seinem Schutz die Herden, die Weißen hielt er dagegen in fortwährender Aufregung.

Die Engländer glaubten bald zu sehen, daß sie von dem Lande jenseits des Oranje, das von nimmer ruhenden Fehdezügen erfüllt war und ihnen nur Geld kostete, aber keines eintrug, nicht allzuviel sich versprechen durften. Gladstone, der Vertreter der Theilungspolitik, gab daher das Land an die Buren zurück, gegen deren wachsende Zahl die Engländer doch nur mit größter Anstrengung ihre Ansprüche hätten behaupten können, und 1852 wurde ihnen jenseits des Vaal die längst schon tatsächlich bestehende Selbständig­keit nun auch Rechtens durch die Sand-River-Convention verliehen, des gleichen 1854 ein Gemeinwesen der Buren zwischen Vaal und Oranje als Oranjefreistaat anerkannt. In diese Zeit fällt die Einwanderung der Hannoveraner in Natal, wo sie bald ein wichtiges Bruchstück der Bevölkerung