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Deutsche Rundschau.
bildeten und durch Fleiß und Betriebsamkeit zum Wohlstand des Landes beitrugen. Auch begann im Westen die rheinische und die englische Mission im Namaland auszublühen.
Die holländische Maatschapy, später Zuidafrikanische Republik oder Transvaal, ward zunächst lange durch Eisersucht und Parteiungen zwischen den Führern heimgesucht. Mit dem Gemeinwesen von Lydenburg schloß man jedoch einen Einigungsvertrag, kraft dessen beide Republiken zu einer verschmolzen wurden; die Zoutpansberg-Buren im Norden konnten sich vor den mächtigen Stämmen der Eingeborenen nicht halten und mußten ihre Niederlassung wieder aufgeben. So war hierin Einigkeit wieder hergestellt. Allein der Hader zwischen Potgieter und Pretorius dauerte fort. Ein Sohn des letzteren, Martin Wessels Pretorius, ward 1855 der erste Präsident der Republik; nach ihm wurde die damals gegründete Hauptstadt Pretoria benannt. Nun bemühte mau sich auch, eine Einigung mit dem Freistaat zu Stande zu bringen, ohne Erfolg. Ja, man zog 1857 von beiden Seiten Aufgebote zusammen, und es wäre säst zur Schlacht gekommen; auf einer Vaal- insel versöhnten sich indeß noch rechtzeitig die Führer und schlossen Frieden. 1858 ward das Grundwet (Grundgesetz) des Transvaals errichtet. Eine seiner Bestimmungen ist die, daß zwischen Farbigen und Weißen weder in Staat noch Kirche Gleichheit stattsinden soll. Im selben Jahre sandten die Trans- vaaler dem Freistaat ein Hülfscommando gegen die Basuto, die über Freistaat und Kolonie sich raubend ergossen.
Die berühmte Erklärung über die Grenzen des Transvaals erfolgte 1858: sic sollten von Delagoabai bis zum Ngamisee reichen. Dem widersetzten sich der englische Statthalter und der Portugiesische Consul. Der Letztere erklärte, Delagoabai habe den Portugiesen seit 1546 gehört, was durchaus dem Sachverhalt entspricht. Es kam zu langen Verhandlungen, Zwietracht brach zwischen den protestirenden Mächten aus. Die Frage ward erst 1875 durch den Schiedsspruch Marschall Mac Mahon's zu Gunsten der Portugiesen entschieden. 1868 entbrannte der große Basutokrieg, der Freistaat und Colonie verwüstete. Das Land der Basuto wurde diesen zur Hälfte abgenommen und der Rest unter britischen Schutz gestellt. Gleichwohl war der Sieg in erster Linie den Buren zu danken.
Wie die Sahara den Norden des Erdtheils, so spaltet die Kalahari den Süden in zwei ungleichartige Hälften, deren Entwicklung sich wesentlich verschieden vollzogen hat. Erst durch die Ereignisse der allerletzten Jahre ist die Geschichte Südafrika's nahezu einheitlich geworden. In der Mitte des Jahrhunderts war die Kluft beträchtlich. Im Osten herrschten die Zulu und die Weißen, im Westen behauptete eine Hand voll Mischlinge das Uebergewicht über Bantu und Europäer. Bei den Ooilam erhob sich die Dynastie der Afrikaner. Jonker Afrikaner, dessen Vater Garnhamat Ende des vorigen Jahrhunderts aus Calvinia im Norden der Colonie ausgewandert war, wirft sich zum Obercapitän der Mischlinge auf und schaltet als mächtiger Tyrann unumschränkt in ganz Südwestasrika bis in die Gegend von Windhoek, ja zu Zeiten bis an den Kunene und bis zum Gebiet der Ovampo. Ein wesent-