Heft 
(1894) 82
Seite
465
Einzelbild herunterladen

Der Aufschwung Südafrikas.

465

liches Hülfsmittel für Jonker war die Reiterei, deren Ueberlegenheit sich bei ähnlichen Kämpfen auch im Sudan erwiesen hat; er legte großen Werth auf die Zucht guter Reitpferde, deren eins in dortiger Gegend zehn Ochsen gilt, und unternahm nun feine Raubzüge in größtem Stil. Zahllose Heerden trieb er weg, die er den Caphändlern verkaufte; bis 800 Stück wurden gelegent­lich auf einmal nach Capstadt gebracht.

Ganze Stämme der Herero wurden durch ihn ausgerottet; die übrigen, ausgeplündert und ihrer Habe beraubt, suchten sich ihrerseits durch Plünderung ihrer Stammesgenossen zu entschädigen. Einige Häuptlinge der Herero traten sogar in ein Bündniß mit Jonker gegen ihre eigenen Stammesgenossen, und die Folge solch' selbstmörderischen Zerwürfnisses war eine Machtzunahme der gemeinsamen Feinde, der Bastards. In den vierziger Jahren war unter Schmelen, Hahn und Kleinschmidt die rheinische Mission bei den Hereros ausgeblüht. Viel Gesindel und arme Leute aus den zertrümmerten Herero­stämmen sammelten sich an der Station, deren Schuh bei ihrer Niederlassung zu genießen, und erkannten die Sendlinge willig als ihre Führer an. Jonker, wie alle Bastarde ein Christ, war dennoch bald der Sendlinge müde, da seine Todfeinde, die Herero, Schuh bei ihnen fanden. Er zerstörte 1850 Schmelen's Station, und zwei Jahre daraus plünderte er den Hauptpunkt Otjimbingue. In der Kalahari hatten die Weißen seit den Tagen Campbell's, der gegen Ende vorigen Jahrhunderts nach Lattakoo kam, einige Fortschritte gemacht. In Kuruman wirkte Moffat, dann mit ihm gemeinschaftlich Livingstone, der sein Schwiegersohn ward, eine Verbindung, die ganz gewöhnlich afrikanische Sendlinge unter einander eingehen. Livingstone hat von Kolobeng als erster Europäer 1849 den Ngami erreicht, der schon seit den zwanziger Jahren durch die Berichte der Schwarzen bekannt war; später aus dem Transvaal von den Buren vertrieben, weil er die Eingeborenen gegen sie aushehte, begann er seine großartigen Reisen, durchquerte den Erdtheil in der Breite des Sambesi­beckens 185256 und erforschte das Seeengebiet.

Für das Cap waren die fünfziger und sechziger Jahre eine Zeit ruhiger Entwicklung. Die Ausfuhr stieg von 1859 an in zwanzig Jahren aus das Fünffache (ohne die Diamanten), während Englands Handel in demselben Zeiträume sich kaum verdoppelte; die Einwanderung von Europäern nach Südafrika belebte sich, Dampfschiffe wurden eingestellt, welche die Entfernung drei- bis vierfach geringer erscheinen ließen, das Mutterland bewilligte 100 Millionen Mark für Eisenbahnen, der Ackerbau hob sich, so daß der wichtige englische Handels- und Waffenplatz Mauritius schon ausschließlich vom Cap aus versorgt werden konnte. Nur 1860 drohten Gefahren. Der Osten der Kolonie wollte sich vom Westen losreißen, den er wegen seines Ueber- gewichts in Handel und Wandel haßte, und Grahamstown zu seiner Haupt­stadt machen; der Plan fand aber weder im Capparlament, noch im Rath der Königin die nöthige Unterstützung.

(Schluß des Artikels im nächsten Hefte.)

Deutschs Rundschau. XXI, 6.

80