Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1958) Prosa
Entstehung
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die Arbeit, der nutze den kurzen Aufenthalt für sein Werk! Und wenn seine Taten auch nicht die Maße derer haben, von denen er einst träumte, so kann er doch hier im Paradies nachprüfen, ob er seinen Auftrag zugunsten einer beliebig gearteten, selbstge­wählten Beschäftigung hingeworfen hat, oder ob er das zugewie­sene Werk immer noch mit der Großmut, der Unbedingtheit und dem Eifer seiner frühen Jahre tut. Und wenn er es irgendwo hat fehlen lassen, so gibt vielleicht die befristete Heimkehr ins Para­dies dem Ermüdeten etwas wieder von seinem alten Schwung.

Die hier vorliegende Rückschau ins Paradies hat nicht den Vor­satz, die Geschichte einer Jugend darzubieten. Zu einem solchen Unternehmen darf sich der Mensch gedrängt fühlen, wenn die Taten seines reifen Alters sich dem allgemeinen Bewußtsein tief eingeprägt haben, wenn also das Volk, oder doch größere Men­schengruppen, welche stellvertretend als Volk gelten dürfen, mit ihrer Anteilnahme an solchen Büchern sich dankbar bezeigen und zugleich den Mann, den sie bisher aus der Ferne scheu verehrten, nun, da er als Kind zu ihnen kommt, in einen vertraulicheren Umgang nehmen können. Einem anderen mag es gelingen, die eigene Jugend so vor den Zeithintergrund zu stellen, daß dieser seinen Kulissencharakter verliert und zur lebensvollen geschicht­lichen Landschaft wird. Dann ist aber der Erzähler selbst nur eine belanglose Figur, die mit abgewandtem Gesicht im Vorder­grund sitzt und hinauszuschauen scheint in die Landschaft, auf die allein es ankommt. Einem dritten wieder ist es nicht zu tun um die Geschichtlichkeit, um den dokumentarischen Charak­ter seiner Darstellung. Er malt die Landschaft seiner Jugend als Poet, und wenn er über das Individuelle hinaus den Zauber des Menschenfrühlings als allgemeines und nicht zeitgebundenes Er­lebnis wirksam machen kann, so ist sein Tun gerechtfertigt. Und endlich liefert wohl einer mit Erinnerungen aus seiner Ju­gend wertvolle Beiträge zur Psychologie des Kindesalters.

In dem, was den Leser hier erwartet, sind solche Voraussetzun­gen der Anteilnahme nicht erfüllt. Wenn auch der autobiographi­schen Einzelheiten genug berichtet werden, so bin ich doch keines­wegs der verwegenen Meinung, die Umstände meines Lebens verdienten ihrer an sich bestehenden Bedeutsamkeit wegen die Aufzeichnung. In allem meine ich nicht eigentlich mich, sondern

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