„ALLEN, DIE DARIN VERKEHRT!“
„Wohin gehst du?“—„Nach Hause!“— So antworten die kleinen Knaben und Mädchen, die man auf den Wegen trifft, wenn sie aus der Schule heimkommen oder von den Feldern. Ihre klaren und leuchtenden Augen sehen aus wie das Gras nach dem Regen, und wenn man sie nicht einschüchtert, so ist ihre Rede gerade und unverbogen gleich Pflanzen, die Raum haben und in ihrem Wachstum nicht behindert werden.
Wohin gehst du?
Sie sagen nicht: Wir kehren heim, und noch weniger:„Wir gehen in unsere Wohnung.“ Sie sagen: das Haus. Zuweilen ist es eine armselige, halb in die Erde gesunkene Hütte. Aber es ist trotz allem„das Haus“. Es gibt nur eines auf der ganzen weiten Welt. Später, später gibt es auch andere: aber die sind dann nicht mehr unbedingt wirklich.———
So sagt ein Franzose, wenn er anhebt, von dem Leben in seinem Elternhaus zu erzählen. Und das erste Kapitel seines Buches führt die Überschrift:„Das Königreich.“
Das kleine, strohgedeckte Haus in Luhnstedt stand am südlichen Dorfausgang da, wo das Redder in die Koltwiesen von der Dorfstraße abbiegt. Nahe daran floß die Au vorbei. Hohe Knicks schlossen die beiden sehr spitzen Dreiecke des Gartens und Wiesenhofes ein, und in dem Winkel, wo beide sich vereinigten, lag unter Tannen der Immenhag. Unter Apfelbäumen, zwischen Immenhag und Blumengarten, war der Soot, dessen Wasser wegen seiner besonderen Klarheit und Kühle gerühmt wurde von allen Feldarbeitern, die sommers an ihm ihre Krüge und Flaschen füllten. Wenn ich des Hauses mit voller Kraft der Beschwörung gedenke, so versinkt der Lärm des Tages. Dann duftet die Lindenblüte wie einst, und über mir ist das Summen der Bienen.
Fast an jedem Abend ist die Viertelstunde des Hinwandelns auf dem schmalen Grat zwischen Wachen und Traum mit dem jähen Wechsel zwischen Vorstellung und Gesicht ausgefüllt. Oft stelle ich mir„das Haus“ vor. Unter dem Gebot des Willens
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