Nagel liegt fahles Licht, damit das Verderben in jedem Schritt seines Nahens sichtbar werde, damit, nachdem die Flucht in allem unbestimmt und roh zusammenfassend blieb, das fürchterliche Ende sich mit der Aufzählung der kleinsten Einzelheiten um so glaubwürdiger mache. Unter dem Gewicht löst sich das Eisen langsam aus der Umklammerung des Mörtels. Es neigt sich, biegt sich, und schon verlieren sich an der Mauer Glanz und Glätte des Metalls unter einer langsam breiter werdenden Kruste von Rost und Mörtel. Unaufhörlich vergrößert sich um den weichenden Nagel in der Fuge die Offnung, aus der zermahlener Mörtel niederrieselt. Nun muß das Ende kommen: Nach dem Wahnsinn dieser Flucht der Sturz, nach allem Keuchen, Stöhnen und Röcheln das Letzte: der Schrei!
Da aber rührt ein Sendbote der erlösenden Mächte den Verzweifelnden an. Er stimmt dem Sturze zu, wirft sich hintüber ins Leere hinaus, nicht aber in einem verbissenen Trotz gegen das Unabwendbare, sondern in einem plötzlichen und wunderbaren Wissen um seine Unverletzlichkeit, und der Erwachende fühlt noch die Inbrunst, mit der die Schultern, die eben noch ihres zerschmetternden Aufpralls auf steinigem Grund gewärtig waren, sich nun in die weichen Kissen pressen.———
Wer darf sich rühmen, ins Geheimnis gezogen zu sein? Träume vom Sturz aber haben mich in eine hartnäckige Lehre genommen, und ich glaube, daß ich durch sie am Ende von der Deutung eines dunklen Wortes wenigstens eine Ahnung gewonnen habe. Das Geheimnis dieses Wortes hat die Menschheit seit Jahrhunderten nicht ruhen lassen, und viele erschöpften an der Sinnfindung ihre Geduld und taten es zuletzt im Trotz als Unsinn ab. In der Welt haben wir Angst. Wer aber in der höchsten Bedrängnis die Traumnatur unseres Lebens in der Welt plötzlich und endgültig durchschaut, wer in einem jähen und doch von da an unverlierbaren Wissen um seine Unverletzbarkeit in den Sturz willigt, wer sich hinauswirft in die Unendlichkeit, der findet sich, nachdem ihm eben noch vor der Zerschmetterung graute, weich gebettet wieder im Schoße der Gnade.
