grellen, weißen Unerbittlichkeit der Sonne, da ist Kühle statt sengender Hitze, da ist statt des spärlichen, bestaubten Graswuchses am Rande der Straße die strotzende, tiefgrüne Fülle wuchernder Kräuter, die Wohltat des Wassers statt der Plage des Staubes. Mir aber kann es um der Einsamkeit willen nur recht sein, wenn die Vorübergehenden solcher Labe nicht achten.
Auch das jenseitige Ufer steigt steil an, und dort ist, wieder hinter einer Hecke, der schmale Damm, der auf das Gehöft unseres Nachbarn Jochen führt. Hier nimmt mein Bach ein hilfloses Brüderchen auf, um ihm jetzt die Wohltat zu erweisen, die er selbst später von der Eider erfährt, die Wohltat, dem„erwartenden Erzeuger“ zugeführt zu werden. Das zufließende Bächlein muß der Damm mit einer kleinen Holzbrücke überspringen, die Jochens Werk und Eigentum ist. Der Nachbar sitzt in der Umklammerung der beiden Bäche wie auf einer Wasserburg, und wenn unsere Zeiten weniger gesittet wären, hätte er wohl seine Brücke mit einer Vorrichtung zum Hochziehen ausstatten müssen. So aber träumt sie unbewegt ihrem vielleicht nicht mehr fernen Zusammenbruch entgegen. Schon sind ihre Ständer halb vermorscht; aber das Moos überdeckt die Mahnmale der Vergänglichkeit mit tiefgrünem Leben.
Am jenseitigen Bachufer, Jochens Damm säumend, stehen schöne Eschen. Das Aufwärts ihrer schlanken Stämme ist ungestümer noch als das der Ulmen. Schwindelnd hoch über der Mitte des Baches dringen die Kronen der beiden Baumreihen ineinander, schließen sich zu einem grünen Gewölbe.
In dieser heimeligen Stille und Einsamkeit erlebe ich träumerisch hindämmernd wieder einen der seltenen Augenblicke, in denen der Schlag des Herzens auszusetzen droht, weil ein großes Glück es bedrängt. Hier ist noch alles Gefühl; ich kann von meinen heimlichen Erlebnissen noch nicht berichten, weiß ihrer Herkunft und ihrem Hingehen noch nicht nachzuspüren. Was mich beglückt, ist eine unmittelbare, in eigenen Wesensgründen aufgebrochene, im gegenwärtigen Augenblick zeitlos beschlossene Gewißheit, die in der Sprache der Denkenden wohl heißen könnte:„Nun, jetzt, in diesem Augenblick wurde die Welt vollkommen.“ Dieser 31. Juli ist ein gesegneter Tag, weil er mich des immer erwarteten Glücks nach langem Harren wieder teilhaft
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