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Elternhaus heimgekehrt war, klang es an dem gleichen Sommertage über dieselben Wiesen her:„Mobilmachung!“ Es war, als kröche das Ungeheuerliche, das sich die lange Zeit her verborgen gehalten hatte, aus seiner Höhle hervor. Den Knaben, der nun nicht ganz ein Knabe mehr war, rief das Wort zu den Waffen.
Und wieder fünfundzwanzig Jahre später fuhr ich an einem Augustabend in Luhnstedt ein. Die holsteinische Landschaft hatte mich den Tag lang begleitet; aber vor meinem inneren Auge stand noch die Kette des Schwäbischen Jura, so, wie sie sich von den Höhen vor Eßlingen dem Betrachter darbietet. Ich war fast wider meinen Willen nach Luhnstedt geraten, und die Einsamkeit der Fahrt hatte mich die Gefahren der Zeit vergessen lassen.
Am Abend dieses Tages stand ich mit einigen Genossen meiner Jugend in ernstem Gespräch auf der alten Brücke. Wir stützten unsere Arme auf das Geländer und sahen über die Wiesen hin nach Westen. Es wurde Nacht, und Nebel lag über dem Lauf der Au. Endlich, eine Stunde vor Mitternacht, wurden auf der fernen Höhe die Scheinwerfer des angekündigten Postwagens sichtbar. Um Mitternacht war nach kurzem Schlaf in vielen Häusern schon wieder Licht. Die Männer rüsteten sich zum Aufbruch. Krieg!
In den Wiesen an der Luhnau muß die Decke des Geisterreiches besonders dünn sein. In Tagen der Entscheidung führen mich die Geister auf geheimnisvolle Art an diesen Ort. Hier, und nirgendwo anders, soll ich erfahren, daß das Geschick des Vaterlandes wieder an einer Wende steht.
