tete hell wie seit langem nicht. Ich fand die Ausstellung unzerstört wohl, aber doch wunderbar verwandelt. Die gebrechlichen Wände der Nische waren über Nacht so starr geworden, als wären sie wirklich aus Stein gefügt. Und was ich lose hingelegt hatte, nun haftete alles an seinem Platz. Über meiner Ausstellung, die ich in ihrer ganzen armseligen Zerstörbarkeit den unheimlichen Mächten der Nacht mit Bangen preisgegeben hatte, war Segen gewesen. Eine gute Gewalt hatte sich ihrer erbarmt, hatte ihr in der Erstarrung die Kraft zum Widerstand gegeben, hatte ihr Dauer versprochen. Wenn mir auch Gottes Name nun schon begegnet war, so stand er doch zu fern, um eine Verbindung mit diesem Erlebnis eingehen zu können. Ich fühlte das Walten einer guten Macht und wußte ihr keinen Namen zu geben. Wirr beglückt stand ich vor meiner Ausstellung. Mein Dargebrachtes lag überstäubt von einem funkelnden Weiß. Die gute Macht hatte mein Opfer, meinen Altar und mich selbst gnädig angesehen.
Als ich mich umkehrte, dem Osten zu, wußte ich, daß die Stunde gekommen war. Heute mußte ich hinüberwandern zu „Löwe“, Mutig ging ich dem Drohenden entgegen, das junge Gefühl meiner Unverletzlichkeit als Schild ihm entgegenhaltend. Über die leisen Wölbungen der einzelnen Feldstreifen ging es dem Ziele zu. Den Blick hielt ich am Boden, und nur in den Rinnen zwischen zwei Streifen sah ich auf, um mich des Näherkommens zu vergewissern. Mit mir wandelte eine neue Kraft. Dann aber wollte eine plötzliche Angst mich zu schneller Umkehr bereden. Ich bekämpfte sie mit ganz kalter Vernunft, indem ich mir sagte:„Im Grunde ist dies alles doch Spiel. Ich sehe ja von hier schon, daß ‚Löwe‘ ein Hülsenbaum ist.“ Und nun stand ich vor ihm und sagte mit begütigender, mit beschwörender Stimme immer wieder:„Löwe! Löwe!“
So also war das als Größe so lange Erträumte Ereignis geworden. Aber hatte nicht auf dem Weg über die Koppel ein kleines, spitzfindiges Vernünfteln dem wirren Wunderbau aus Traum und halben Gedanken die Bekrönung durch die schließende Kuppel verwehrt? Nein!„Den bängsten Traum begleitet ein heimliches Gefühl, daß alles nichts bedeutet.“ Dem Kinde ist das Leben ein Gewoge schwankender Erscheinungen, das sich erst
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