sehr ernst und eilig die Heimkehr ins Meer verwirklichen möchte. Dort liegen am Grunde die vielgestaltigen, buntfarbigen Steine, über denen der Bachlauf sich mit leisem Glucksen geschäftig kräuselt. An der Straßenseite aber ziehen in träumerischer Weile, in träumerischem Stillesein die Wasser hin, denen heute der Weg mehr gilt als das Ziel. An ihrem Grunde liegt der weiße Sand, den hier und da in ebenmäßigen und anmutigen Wellenlinien die abgelagerten Teile dunkleren Erdreichs durchziehen, der köstliche weiße Sand, der meine nackten Füße wie in einer Liebkosung umfängt. Stichlinge huschen aus den bewegteren Wassern herbei, um an diesem wunderbaren Ort zu verweilen, um nicht von der hastigen Strömung vorzeitig mitgerissen zu werden in die Ungewißheit der Ferne.
Denn ungewiß auch ist mir schon die Ferne des Raumes, ob sie gleich die großen Erfüllungen in sich beschließt. Und unheimlich ist die Ferne der Zeit, und zuweilen weiß ich schon, daß ich unterwegs bin, um den Tod zu erwandern. Die Zeit geht hin wie die Wässerlein dieses Baches. Vorhin ist mir Hans Stabens Heimkehr im Herbst in den Sinn gekommen, und jetzt stellen sich gerade an diesem Sommertag Erinnerungen an den Winter ein. Die eilenden Wasser da drüben duldeten damals die Fessel des Eises nicht, hielten sich frei. Die trägen, die träumerischen aber ließen sich willig eine Decke überspreiten, weil alles Träumende sich danach sehnt, zwischen sich und der Welt Schranken aufgerichtet zu sehen, damit es trotz einer gewalttätig vollzogenen Abschließung im Grunde doch niemandem untertan sei als dem eigenen Gesetz. Ich sehe den scharfen, gezackten Rand, mit dem das Eis an der Strömung endete, sehe unter diesem Rand unablässig Blasen hinziehen, deren Gestalt sich im Zusammendrängen und Auseinanderlaufen jeden Augenblick wandelt. Vom Ufer her neigte sich das Eis leise diesem Rande zu, und es war erregend, beim Gleiten dem kalten Wasser nur halb widerwillig nahe und näher zu kommen, bis die Bewegung unmittelbar vor dem Bereich wirklicher Gefahr doch noch aufhörte. So geht die Zeit hin, und nun ist Sommer. Es ist still, und ich bin allein, und eben wurde die Welt vollkommen.
Aber wie lange wird diese Vollkommenheit währen? Ist sie nicht schon wieder zerstört in dem Augenblick, da die Gedanken
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