Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1958) Prosa
Entstehung
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die Begleitung, so daß dem Blick von der Höhe des Wagens die Weite der Katzheide preisgegeben war. Zu unserer Linken gin­gen die Wege abwärts ins Moor. Wir schauten über die braune Ebene, sahen die an düsteren Tagen unheimlich düsteren Moor­kuhlen im Sonnenschein wie lachend aufblitzen, und Hans Vollert bezeichnete die Besitzer der schon auf festem Grund stehenden Torfscheunen,Torfschauer genannt, in die der noch heimzube­fördernde Torf vorläufig geborgen wird, ehe die Herbstregen das eigentliche Moor unbefahrbar machen. Nun richtete sich die deu­tende Peitsche auf einen Trümmerhaufen, aus dem nur noch ein Pfosten hoch aufragte. Hans Vollert erläuterte mit Lachen und gesteigertem Erzählerbehagen:Dor harr Hans Sievers fröhern wunderschön Törfschuer. Nix mehr vun na! Nur eine einzge Säule zeugt von entschwundner Pracht. Wie liebte ich ihn in solchen Augenblicken! Hier kam die ohne eigene Krafthergabe vollzogene Bezwingung des Raumes der Seele unmittelbar zu­gute.

Was hierauf beim Laden des Wagens als Arbeit von mir ge­fordert wurde, war auch nur ein Spiel. Und dann kam die Heim­fahrt. Ich lag auf hochbeladenem Wagen, auf dem Rücken ausge­streckt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und sah in die Bläue des Himmels empor. Erschütterungen, die der Wagen von den vielen Unebenheiten des Weges hinnehmen mußte, drangen durch die mildernde Heidelast nicht zu mir herauf. Mir ver­wandelte sich alles in ein wohliges Schwanken und Schaukeln. Ich richtete mich aus dem stark duftenden Kraut, in das ich hin­eingesunken war, nicht auf; ich ließ mit mir geschehen, hatte der Umgebung nicht acht und ließ mir von guten Geistern den Raum als ein Geschenk zu Füßen legen. In der Vereinbarkeit der Orts­veränderung mit tiefster Ruhe meines Körpers, mit ungestörtem Träumen und Sinnieren lag das Wunder der Stunde. 8

Hans Vollert lieh auch sein Fuhrwerk und dazu die eigene Person als Kutscher her, wenn am 28. August der Geburtstags­besuch beim Ahnen in Klein-Vollstedt oder später in Bokelholm besonderer Umstände wegen besonders festlich ausgestaltet wer­den mußte, wie es etwa 1897 der Fall war, als das Leben des Großvaters mit 80 Jahrenhoch gekommen war. Bei der sorg­losen Lässigkeit Hans Vollerts mußte man auf Zwischenfälle

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