Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1958) Prosa
Entstehung
Seite
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Da man im Hause Hans Vollerts die Arbeit, die im letzten runde auf Überwindung des Raumes hinausläuft, mit uner­schütterlicher Gelassenheit betrieb, so stand hier ein Zeitüber­chuß zur Verfügung, der, wenn auch nicht eben immer dem Leben der Seele dies wäre zuviel behauptet so doch der Ge­tlichkeit zugute kam, und auch diese ist ein schätzenswertes Ding.

Wie lange das aufregende Warten gedauert haben mag, weiß ch nicht zu sagen. Ich sehe auf das Erlebnis noch heute mit den Augen des Kindes zurück und muß darum wider besseres Wissen es Wartens Zeit auf runde drei Stunden schätzen.

Vom Markt und seinen Freuden soll hier nicht die Rede sein. h kam die Dämmerung des ereignisreichen Tages, und wenn ich Hans Vollert auch leidlich pünktlich in Thuns Gasthof ein­and, wo er, wie alle Luhnstedter,ausspannte, so war damit baldige Heimfahrt noch nicht gewährleistet. Denn nun verlangte der Grog sein Recht, das Hans ihm einräumte, ohne sich dabei durch die abwechselnd flehenden und höhnischen Reden meiner ; Mutter sehr beirren zu lassen. Und wenn endlich der Befehl zum Anspannen gegeben und ausgeführt war, so gab es in der Durch­ahrt noch einen letzten Aufenthalt, wenn, aus einem dunkeln Winkel sich lösend, ein Mann verkommenen Aussehens, dem ein Kranz wirren brandroten Haares die faltige Glatze umgab, sich mit flehentlich geflüsterten Worten an Hans Vollert heranmachte. m ungewissen Licht der diesmal nicht vergessenen Wagenlater­nen sah ich das verwüstete Gesicht des stadtbekannten Ecken­stehers, der zum Kummer und zur Demütigung des Rendsburger Patriziertums, dem er entstammte, hier seine Marktgeschäfte be­rieb. Mich faßte der Schauder vor einer menschlichen Verworfen­eit, die sich zu meiner Beunruhigung auch schon an anderer Stelle aus ihrem Höllendunkel frech in den festlichen Glanz des Tages gedrängt hatte. Der Verkommene tat und damit hatte er gewiß auch gerechnet bei Hans Vollert keine Fehlbitte. Unter dem Gelächter unseres Freundes und den eifernden Vorhaltungen _ meiner Mutter rasselte der Wagen durch den Torbogen auf die = Königstraße hinaus.Pfui, Hans! Wie konntest du das tun? _ schalt sie.Der Kerl ist ja doch ein Suupjekt misamts einem Prä­

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