fallen. In den Zweigen hoch aber wartet die Fülle der Frucht des ersten Sturmes. Im Eichengestrüpp entdeckt das Auge unter einem Blatt Galläpfel. Sonderbares Wort, in dem Bitternis und Süße seltsam sich mischen! Sind auch die Galläpfel in Wirklichkeit eiternde Schwären am Leibe des Blattes, ein hinschlendernder Knabe erhebt sie doch zum Range einer Frucht, und ihre Rundung ist ja auch vollkommen. Das wirre Geschlinge der Brombeere geht ohne Unterbrechung von einem Strauch zum anderen und hält in beginnender Auflösung die Gemeinsamkeit noch aufrecht. Wenn einzelne Beeren schon mit dem tiefen Schwarz der Reife locken, müssen sich viele noch durch mancherlei Rot hindurchverwandeln, und andere zögern noch unscheinbar hin in einem reifefernen Grün. Die zapfenartigen Ähren des Hopfens stehen im Übergang zu einem goldenen Gelb. Ein Bild des Segens, so machen sich die im Sommer Verborgenen nun sichtbar. Die schwanken Stengel ranken sich in unzähligen Windungen so geduldig wie mühevoll dem geraden Hochhinaus der Sträucher nach und machen erst halt, wenn sie in den Tagen der Fülle über den Wipfel ihrer Stütze hinaus ins Leere tasten.
Wer schöpfte je deine Fülle aus, September! Dies Beginnen wäre so töricht wie das einer Kinderhand, die in den Strom greift, um ihn sich zu eigen zu machen. Aber was meine hohlen Hände aus der Fülle heben, kann doch ein Sinnbild sein, wie man denn auch nie den Zaubermonat September in allem beim Wort nehmen darf, sondern ihn in seinem Wesentlichen als Symbol nehmen muß.
Ein Sinnbild war er gewiß dem Knaben schon, und wenn dieser denn auch zwischen genießbaren und ungenießbaren Früchten sehr gut zu unterscheiden wußte, so war ihm doch September nicht nur um der süßen Früchte willen ein Fest. Doch fühlte er jetzt nur erst die beschwingte Freude, nicht aber die leise Schwermut, in die alle Dinge hineingehen, wenn die Zeit ihrer Reife gekommen ist. Im September wird der Sommer an seiner Überfülle schwermütig. Fernher und leicht verschleiert leuchtet die Sonne; ihr Lächeln ist durch Tränen gegangen. Daß die Süße der Reife dem Geschmack nicht fade werde, muß ein Wissen um das Ende sie mit Bitternis würzen.
13
