Da stehen denn die Kinder auch schon bereit; denn nun wird es auf sie ankommen. Die auf das Werk gesammelte Aufmerksamkeit des Vaters wird für sie wieder frei. Die Kinder werden hochgehoben und klammern sich an den Preßbaum. Tief, tief unter sich sehen sie das lachende Gesicht ihres Vaters, das einen guten Ausgang des Abenteuers gewährleistet.„Nu geiht de Reis’ los!“ ruft der Vater. Ich schließe die Augen, und das Wort von der„Reise“ offenbart wieder seine Zaubergewalt. Denn obwohl die Werkstatt vom Boden bis zu ihrer Decke wenig mehr als zwei Meter mißt, fahre ich in einem seligen Schwindel durch unermeßliche Räume, bis meine Füße nach langer Zeit den Boden wieder fassen.
Wenn ich die Augen wieder aufschlage, ist über dem Zuber das Zwergengesicht von neuem sichtbar geworden. Der Vater nickt meiner Mannhaftigkeit eifrig und bewundernd Beifall. Immer versteht er es, den Kleinen die Gewißheit aufzudrängen, daß ihr Dabeisein recht eigentlich den Ausschlag gegeben hat, daß es dies umständlich vorbereitete und in seinem Ausgang immer ungewisse Unternehmen entscheidend zum Guten wandte.
Während der Fahrt durch die Unermeßlichkeit tönt der Sturz des flüssigen, wasseruntermischten Wachses wie Getöse in meinen Ohren. Nun hat das Ungestüm des Strömens nachgelassen; der Baum steht waagerecht. Wir sitzen nun alle nebeneinander, und der Vater findet Zeit, seine Pfeife wieder in Brand zu setzen. Ich reite in neue Abenteuer hinein. Wir stützen uns auf und lassen dann unser vereinzeltes Körpergewicht schwer auf den Baum zurückfallen. So gelingt es für ganz kurze Zeit, das Strömen in die Bütte wieder etwas ergiebiger zu machen. Aber nicht darum geht es mir jetzt. Hier ist eine Wette mit dem Zwerg auszutragen. Er'hat sich anheischig gemacht, dem Gewicht der ganzen Familie mit seinem klotzigen Kinn die Waage zu halten. Wird er standhalten? Wird er nachgeben müssen? Wird der unförmige Schädel gleich versagend gegen die Decke sausen? Wir müßten diesen Triumph wohl mit einem allgemeinen Übereinanderfallen bezahlen, aber lustig wäre es doch. Wie er sich anstrengen muß, der Zwerg! Die schmiedeeisernen Augen treten ihm groß und starr-aus dem Kopf. Aber er hält.
Tiefer und tiefer neigt sich der Preßbalken. Fast berührt sein
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