Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1958) Prosa
Entstehung
Seite
139
Einzelbild herunterladen

A EAN Baal Ta alla a aa Ana

faßt. Bei ihm gibt es keinen kläglichen Abstieg vom Golde zum _ Schleifstein. Er steigt triumphierend zum Golde hinan, und auch in diesem Jahr werden wir Kinder wieder mit Stolz hören, daß _ Kaufmann Sibbert nicht an der Ware gemäkelt hat. Statt krä­= merschlau ein Preisdrücken zu versuchen, wird er rückhaltlos

unserer Ware Makellosigkeit bewundern und den höchsten Preis zahlen.

Unabsehbar lang ist ein Jahr im Leben eines Kindes, und doch man weiß nicht, wie es geschah ist man eines Tages

schon fünfzehn Jahre alt. Die älteren Geschwister haben das Elternhaus verlassen.

An einem Septembertage sitze ich im Garten, versteckt zwischen zwei Reihen hochgewachsener Bohnen. Kurze Zeit vorher war es mir durch einen besonderen Glücksfall möglich geworden, Lenaus Werke zu erwerben. Die Welt ist schon ein wenig nüch­terner geworden; viele Geister haben das Haus verlassen. Die letzten düstern, spinnewebenverhangenen Winkel sind durch­forscht. Viele Geheimnisse haben vor dem vernünftelnden Zu­drang meiner Forscherleidenschaft weichen müssen. Die Märchen sind einstweilen abgetan, und was ich lese, braucht sich zwar nicht wirklich ereignet zu haben, muß aber immerhin möglich sein. Schön sind auch Gedichte, die von Heldentaten und großen Ereignissen sagen, oder auch nur mit einem nicht immer ver­ständlichen Sprachprunk dahindonnern wie Schillers Gedichte der ersten Periode. Nicht alles ist klar, weil ich erst fünfzehn Jahre alt bin. Aber wiederum bin ich auch schon fünfzehn Jahre alt. Nun ist mir eine Binde von den Augen genommen, und ich sehe in ein verzaubertes Land, und das Schönste sind nun diese Gedichte von Lenau, die gar nichts Handfestes berichten, deren Worte ganz leise und schlicht vorübergehen und mir doch Schauer durchs Herz jagen, weil ihres Wandels fremde Hoheit nicht mehr Königen und Großen dieser Erde abgesehen ist, sondern von Gott verliehen sein muß.

Da werde ich in die Werkstatt gerufen, wo der dampfende Sack schon in den Zuber gehoben ist. Die Dinge der Werkstatt sind nicht ferner verzaubert. Da wird ganz einfach der Preß­baum unter den Klotz an der Tür geschoben, und mein Körper­gewicht ist nun derart, daß es ernsthaft in Rechnung gestellt wer­

139