den kann, ja sogar unentbehrlich ist. Wachskochen ist mir kein Fest mehr, ist nüchterne Arbeit und lästige Störung geworden. Meine Ungeduld strebt zurück in den herbstlichen Garten, zurück in die neue, die andere Verzauberung.
Obenhin und lässig führe ich aus, was notwendig ist und mir anbefohlen wird, ungeduldig des Wortes harrend, das mich entläßt. Nun ist es gesprochen, und ich kehre heim in mein Versteck und„senke mein umnachtet Angesicht“ an den Busen der Melancholie.
Ja, ich mache die Leiden meines Dichters mir unbesehen zu eigen. Zu den wildesten Übertreibungen bin ich bereit, Ich sehe, „der Schminke bar, des Lebens welke Wange“, und die Frauen haben mich namenlos betrogen. Unecht und lächerlich ist mein Weltschmerz; aber ganz wahr und ganz echt ist die Bezauberung durch das dichterische Wort.)
Über das Buch hinweg träume ich hinaus in den Septembertag. Lautlos fallen die Blätter. Und wenn ich mir auch sage, daß des Lebens welke Wange und die Treulosigkeit der Frauen Dinge sind, über die ich besser noch nicht mitrede und mitfühle, so bin ich doch fünfzehn Jahre alt und bin durch eine Wandlung geschritten. Die Fülle des Sommers hat sich hinüberverwandelt in septemberliche Schwermut der Überfülle. Der süßen Schönheit des Tages ist die scheue Bitternis eines Todesahnens zugemischt, und was immer das Leben mir noch vorenthalten mag, des Dichters Wort:„Ich liebe dieses milde Sterben“, geht unmittelbar in die noch ungeklärte, aber doch unbedingt wahre Mitte meines Wesens und findet dort seine Statt.
Jahre vergingen mir in dem Irrtum, daß die über alles geliebte Schönheit des dichterischen Wortes sich auf Grund einer geheimnisvollen Notwendigkeit, die ich noch nicht durchschaue, nur am Gegenstande des Schmerzes voll entfalten kann. In dem Ungestüm ihres Ringens um die letzte Schönheit des Wortes mag es den Dichtern nachgesehen werden, wenn sie über das Verhältnis, in dem Glück und Leid sich auf ein Leben verteilen, so bestürzende, aber doch glücklicherweise wohl gefälschte Angaben machen.
Wo ist meine Jugend mit ihren holden Irrtümern?
„O Schmerz, wie bist du wahr!“
N ER DT TS N TA SENT EN
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