Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1958) Prosa
Entstehung
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viel herauskommen, zum mindesten nichts, was mitDreifach ist der Schritt der Zeit oderEs liebt die Welt, das Strahlende zu schwärzen noch irgend verglichen werden darf.

Der Vater erzählte mir auch, Fritz Reuter habe einen Freund namens Fritz Peters gehabt. Wenn mir damit eine Freude und eine Stärkung meines Selbstbewußtseins zugedacht war, so wurde eher das Gegenteil erreicht. Denn eben, daß Fritz Reuter mit einem Fritz Peters als Freund vorliebnehmen mußte, bezeugte ja die Eingezäuntheit seiner plattdeutschen Welt, die ausweglose Enge, in der man vonWeitläufigkeiten als sehr schweren Ver­brechen spricht. DieLäuschen und Rimels hätten nach meiner Meinung bei einer etwaigen Verwendung in den Abhandlungen der Luhnstedter Nachschüler nicht eigentlich unter den Beispielen aus der Dichtung, sondern ganz am Ende der Reihe unter d) als Bei­spieleaus dem täglichen Leben allenfalls noch auftreten können.

Mir war wohl bekannt, daß mein Geburtsschein mir das Recht gab, mich Friedrich Ernst Peters zu nennen. Aber ein erster Ver­such, mein dokumentarisch verbürgtes Recht auf diesen wie es mir schien prunkhaften Namen dem täglichen Leben gegen­über geltend zu machen, war kläglich gescheitert. An einem schö­nen Sommertage spielte ich unter den Erlen an der alten Luhnau­brücke und ließ meine Phantasie ihre weltverwandelnden Kräfte erproben. Wenn es auch gelang, die Luhnau in einen Strom mit buntbewimpelten großen Schiffen umzuschaffen, so blieb die Dorfstraße gleichmütig und ungerührt. Mit ihrem holprigen Pflaster, ihrem Staub und Unrat, lag sie da wie immer, so gar nicht geneigt, sich plötzlich zu glätten und zu säubern, um sich damit eines Umzugs von Prinzen und Prinzessinnen würdig zu machen. Ab und zu trabte ein Knecht auf schwerem Ackergaul vorüber, oder es rumpelte ein Bauernwagen über die Brücke. Die Prinzen auf edlen Rossen und die Prinzessinnen in goldenen Kut­schen blieben aus.

Und doch geschah an diesem Tage Ungewöhnliches. Aus dem benachbarten Nindorf kam der Lehrer ins Dorf, ein sehr vor­nehmer Herr, begleitet von seinen beiden Töchtern, hochgewach­senen jungen Mädchen in hellen Kleidern. Sofort erhob ich die Mädchen in den Prinzessinnenrang, und die offenkundige Be­wunderung, mit der ich ihnen entgegentrat, mag sie an ihre Ver­

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