Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1958) Prosa
Entstehung
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lichkeiten sucht sich der eine dies, der andere das Entgegengesetzte heraus. Für mich gab es nichts anderes als Schriftsteller zu werden.

Aus dem Begriff des Schriftstellers brach ich ein sehr wesent­liches Stück insofern heraus, als die Öffentlichkeit selbstverständ­lich ausgeschlossen werden mußte. Aus diesem Grunde schon ver­bot es sich, Vater oder Mutter um den Groschen für ein Heft an­zugehen. Aus sorgfältig gesammeltem Packpapier fertigte ich ein schönes Heft, und für eine Weile tat dies Werk meinem Taten­drang genug. Dann lag mir ob, Seite um Seite mit Linien zu versehen; denn die richtige Steuerung des Bleistiftes blieb einst­weilen noch eine Aufgabe, der ich mich nicht recht gewachsen fühlte, wie ich denn auch den bösen Überraschungen, die man beim Hantieren mit Feder und Tinte ständig gewärtigen mußte, vorsichtig auszuweichen beschloß. Als auch die Arbeit des Li­nierens geleistet war, fing die Laufbahn des Schriftstellers schon an, dornenvoll zu werden. Denn wenn ich sagen wollte, daß bei mir über das zu schreibende Werk noch nicht volle Klarheit be­standen habe, so wäre das schon maßlos geprahlt. Hier herrschte pechschwarze Finsternis. Jedes anständige Buch hat aber ein Ti­telblatt, und da ich mir zutraute, ein solches noch zustande zu bringen, war die andrängende Verlegenheit noch einmal wieder zurückgescheucht. Stand ich nicht vor einem außerordentlichen Beginnen, vor einer Sache, die nach Luhnstedter Begriffen unbe­dingt zu denWeitläufigkeiten zählte? Durch die Abwendung von dem alltäglichen Namen mußte der Anspruch erhoben wer­den, hier dörflichen Maßstäben nicht mehr unterworfen zu sein. Den Namen Friedrich, der mich in die Nachbarschaft Schillers führte, setzte ja der Lehrer selbst auf meine Hefte und gab ihm damit seine allerhöchste Sanktion. Und wenn einer seiner schwe­ren und hohen Berufsarbeit nachgeht, so verbieten sich alle Ver­gleiche mit einem spielenden Dorfjungen, der sich in hochstap­lerischer Absicht prunkvolle Namen zueignet.

Friedrich Ernst Peters! Der Name stellte mich hinsichtlich seiner Silbenzahl mit Friedrich von Schiller auf die gleiche Stufe, und dem angeblichtieferen Johann Wolfgang von Goethe blieb nur der kleine Vorsprung von zwei Silben. Unabsehbar dehnte sich vor mir ein Land der Fülle, und also setzte ich auf mein Titelblatt:Friedrich Ernst Peters Sämpliche Werke.

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