söhne im Schweiße ihres Angesichts plagen müssen, ist es einem Küperjungen gestattet, den Müßiggang der Städter nachzuäffen. Daß Gott diese Verkehrung seiner Weltordnung hinnehmen konnte, ohne mit Blitz und Donner dreinzufahren, das hat er mir nie verziehen.
Claus Peters war darauf versessen, seine Söhne etwas lernen zu lassen. Aber was ist denn in allererster Linie lernenswert? Arbeiten und Sparen! Wer dazu seine Kinder nicht früh und unerbittlich genug anhält, der versündigt sich. Von dieser ihrer Lebensmitte ausgehend, hatte meine Tante Lena schwere Bedenken gegen die Art, in der der Schwager Peters und die Schwester Marieken ihre Kinder aufwachsen ließen. Nun soll man sich ja nach Möglichkeit nicht mit anderer Leute Sachen bemengen, und innerhalb der Sippe gar erntet man von den bestgemeinten Ratschlägen nur Stank. Aber einmal ging die Empörung denn doch mit der Tante durch. Sie stand, mit meiner Mutter redend, unter der großen Linde, in der ich mich einige Meter über dem Erdboden so eingerichtet hatte, daß sich dort sogar schreiben ließ. Mich ging das Gespräch der beiden Frauen nicht an, und ich wollte darum meine Anwesenheit weder verheimlichen noch ausdrücklich kundmachen. Als mich die Tante nach einiger Zeit entdeckte, schlug der heiße Zorn, der in der Familie meiner Mutter umgeht, in steilen Flammen zu mir empor. Die Tante mochte sich von dem Naseweis belauscht fühlen.„Was machst du da oben?“ schrie sie mich an.„Sofort kommst du jetzt herunter!“ Meine Mutter gab mit einem guten und wohl auch ein wenig stolzen Lachen statt meiner die Erklärung:„Er schreibt da Gedichte. Damit ist er sehr heimlich, und da oben kann ihm wenigstens keiner über die Schulter sehen.“ Diese Worte, obwohl sie als Beschwichtigung gedacht waren, steigerten nur den Zorn der Tante, die jetzt drohend ihre Faust hob:„Wenn ik to seggen harr, denn keemst du morgen in Dag na’n Buern, dat du arbeiden lehrst, du| Slüngel. Schäm di wat!“;
Die Gute blieb bis an ihr Lebensende von der unbedingten Richtigkeit ihrer Erziehungsgrundsätze überzeugt. In ihrem Be-| sitz mehrte sich das Geld, und wenn sie die Erzeugnisse ihrer| Landwirtschaft auf dem Rendsburger Wochenmarkt besonders| vorteilhaft abgesetzt zu haben glaubte, so kehrte sie auf dem|
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