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Arbeit, von der zu reden sich lohnt, ist immer eine zusätzliche Leistung, die nach dem Lohn nicht fragt.———
Es gibt Menschen, denen die letzte Wirklichkeit des Lebens sich erst in der geformten Sprache erschließt. Wenn nun die vorläufige Wirklichkeit immer herrischer fordert, daß sich vor ihren Beauftragten jedes Tätigsein über seinen Nutzen befriedigend ausweise, so muß demjenigen, dessen Schicksal die Sprache ist, mit aller Eindringlichkeit empfohlen werden, der Anmaßung nicht wieder Anmaßung entgegenzusetzen. Wäre es nicht anmaßend, wenn er erwidern wollte:„Ich steh” in des größeren Herren Pflicht“? Wem denn hängen die Worte:„Du bist berufen“ immer so im Raum, daß er mit ihrem Hall zu jeder Stunde seine Ohren laben dürfte? Wer weiß nicht um die Stunden, die Tage, die Monde, die Jahre, da seiner erst vertrauensvoll geflüsterten, seiner flehenden, beschwörenden, in der Tonstärke immer gesteigerten, seiner am Ende in lästerlichem Hohn schrill herausgeschrienen Frage:„Was hast du mit mir vor?“ die gottverlassene Stille entgegenschweigt? Wenn er aber trotzdem sein Werk fortführt, wenn die erste Wirklichkeit, die er lebte, aus dem Schlund der Vergangenheit den unendlichen Jammer einer unerlösten Seele heraufklagt, wenn er an ihre Erlösung, an ihre Erhöhung in den Stand der wahren Wirklichkeit sein Herzblut gibt, wenn ihm diese Verpflichtung an keinem einzigen Tage die volle Ruhe läßt, wenn er ans Werk geht, nicht immer in Freuden, sondern in Bangen und Zagen zumeist und oft knirschend wie einer, der den Abgrund seiner Ohnmacht ganz ausgemessen hat, so wird er zuletzt seine Beharrlichkeit hinnehmen als eine Antwort auf die Frage:„Bin ich berufen?“. Er wird erkennen, daß er die Kraft zum Ausharren nicht aus sich selbst schöpfen konnte. Was andere unfruchtbare Vertrotztheit und Eigensinn heißen mögen, wird sich ihm andeuten als das Weiterwirken eines gewaltigen Befehlswortes, das sich auch ohne die freudige Zustimmung dessen, dem befohlen wird, ja, sogar wider seinen Willen, den Gehorsam erzwingt. An diesem schwererkämpften Ersatz einer Gewißheit muß er sich genügen lassen, und sie ermächtigt ihn vor den rechtenden Fragen der anderen Wirklichkeit freilich nicht zur Anmaßung, sondern höchstens zu dem demütigen Stolz der Worte Huttens:
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