ziehen gewesen. Aber seine Geschichte war hier schon zu Ende,
und die bettelhaften vier Schillinge bildeten eben seine Pointe. "„Harr ik veer Schilling glatt verdeent“, wiederholte er noch einige Male mit triumphierendem Gelächter. Peter Pick war ein hoffnungsloser Fall.
Nicht weniger langweilig, aber doch weniger aufreizend war Jochen Suhr, der„Stutenkerl“, der an jedem Sonnabend seine gewaltigen Brotkörbe durch die meist halb verstellte Werkstättentür zwängte. Er hatte von den Jahren seiner Jugend sieben als Goldgräber in Australien verbracht und wußte doch immer nur ein paar Alltäglichkeiten vom Wetter vorzubringen. Einmal aber zwang ihn ein Gewitter zu längerem Verweilen. Er saß da zusammengeduckt auf einem Haublock und starrte in seine Körbe. Dabei murmelte er je nach der Stärke der Schläge ganz überflüssigerweise entweder:„Dat weer’n harden Slag“ oder:„Dat weer nicht so doll.“ Endlich hob er den Kopf und sagte in eine Stille hinein:„As ik in Australien weer...“ Da flog ihm mein Herz zu; denn ich meinte, die besondere Stunde habe ihm den Mund entsiegelt und er werde nun endlich die bunten, glitzernden Abenteuer seiner Jugend vor uns ausbreiten. Aber er fügte seinen ankündigenden Worten nur noch hinzu:„Do harrn wi ok mal so’n stark Gewidder.“ Da wurde mir endgültig die Hoffnungslosigkeit auch dieses Falles klar. Wen die Natur einmal unter die Langweiligen verwiesen hat, dem kann selbst ein siebenjähriger Aufenthalt in Australien nicht helfen.
Nun aber ist es an der Zeit, das hohe Lob der Kurzweiligen zu singen, die unser Haus schätzten als eine Stätte, da wohlgesetzte Reden immer Verständnis und Würdigung fanden. Vom Vorfrühling an bis tief in den Herbst hinein stand die Werkstättentür zum Redder gastlich offen und lud die Vorübergehenden zu einem kleinen Schnack. Der Bauer Jakob Sievers, Kampfgenosse von 1870, machte hier seinem Herzen durchweg zweimal täglich Luft. Immer gibt es in einem Dorf irgendeine Geschichte, die eben im Abrollen ist, und wenn Jakob Sievers sich gegen Mittag von seinem Haublock erhob, so konnte sein„Adüß!“ auch„Fortsetzung folgt“ bedeuten. Wenn er am Nachmittag wieder erschien, so hatte er inzwischen bei einem Inspektionsgang über seine Felder andere Leute zur Sache vernommen, und
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